
DFB-Fazit nach Kadetten- und Junioren-EM: "Tendenz ist positiv"
Mit insgesamt drei Medaillen hat das DFB-Team bei der Kadetten- und Junioren-EM im türkischen Antalya das Ergebnis der letzten Europameisterschaft egalisiert. Mehrere Teams und Talente verpassten zudem hauchzart Edelmetall. Die Verantwortlichen sehen den Nachwuchs langfristig auf einem guten Weg. In einem Monat steht mit der WM in China das nächste Großereignis an.
Zum Abschluss der Kadetten- und Junioren-EM, die vom 23. Februar bis 2. März 2025 in Antalya ausgetragen wurde, gelang dem DFB nochmal ein Coup. Die Florett-Junioren gewannen am letzten Wettkampftag die Bronzemedaille. Selbst Nachwuchs-Bundestrainer André Sanità zeigte sich nach der Rückkehr nach Deutschland noch leicht überrascht: „Die Medaille war für die Jungs auf jeden Fall etwas, mit dem niemand vorher gerechnet hatte. Aber die Jungs haben sich Bronze mehr als verdient“, resümierte Sanità, dessen Team um Henrik Barby, Niklas Diestelkamp, Ruben Lindner und Linus Schulz die an zwei gesetzten Italiener sowie starke Ungarn besiegten und damit die dritte Medaille für das DFB-Team ergatterte.
In den Tagen zuvor hatte Junior Matthew Bülau im Degeneinzel Silber gewonnen. Säbelfechter Leonard Weber hatte bei den Kadetten im Einzel mit Bronze die erste Medaille für das 45-köpfige DFB-Aufgebot erkämpft.
Delegationsleiterin Ueltgesforth: “Knapp dran an mehr Edelmetall”
Pia Ueltgesforth, die als Delegationsleiterin erstmals die Hauptverantwortung für KadettInnen und JuniorInnen vor Ort trug, erklärte in ihrem Fazit, die Medaillenausbeute sei ok gewesen. Das Team habe die Medaillenanzahl der vergangenen EM egalisiert. „Dieses Jahr waren wir aber ganz knapp dran, deutlich mehr Edelmetall zu gewinnen“, erklärte sie mit Verweis auf bittere Niederlagen in Halbfinals und in Kämpfen um Rang drei.
So verpassten etwa die Säbelfechterinnen eine Medaille bei den Kadettinnen nach toller Leistung unglücklich. Im Gefecht um den Bronzerang unterlagen Dorothea Schlaffer, Cisanne Herbon, Mia Weiland und Mirja-Lena Haack Gastgeber Türkei mit 44:45. Ähnlich erging es den Säbelfechterinnen bei den Juniorinnen. Marisa Victoria Kurzawa, Victoria Graudins, Catalin Graudins und Tiziana Nitschmann scheiterten im Gefecht um Platz drei mit 41:45 knapp am ukrainischen Team.
Bülau verpasste Gefecht um Rang drei verletzt
Nur zwei Stunden später erging es dem Herrendegen-Team (Matthew Bülau, Jakob Stange, Ole Petersen, Stephan Schuller) ähnlich: Nach zwei Siegen gegen Bulgarien und die Türkei musste man sich im Halbfinale Frankreich mit 37:43 geschlagen geben.
Zu allem Überfluss verletzte sich Leistungsträger und Silbermedaillengewinner Bülau und konnte im Gefecht um Rang drei nicht antreten. Nach großem Kampf unterlag das Team Spanien mit 38:45 und musste sich ebenfalls mit dem undankbaren vierten Platz zufriedengeben.
DFB-Sportdirektor Kirch: “Eingeleitete Maßnahmen greifen”
DFB-Sportdirektor Tobias Kirch sah einen Aufwärtstrend: “Unsere Analyse der letzten vier Jahre hat gezeigt, dass wir bei dieser Junioren- und Kadetten-EM die meisten Top-4- und Top-8-Platzierungen erreicht haben. Wir haben uns vor allem in den Team-Wettbewerben gesteigert. Die Tendenz ist also positiv und unsere eingeleiteten Maßnahmen greifen.”
Man wisse aber, dass der Weg zur Weltspitze noch weit sei. “Wir müssen für ein höheres Level und mehr Konstanz Trainingsumfänge und Trainingsqualität weiter steigern. Mein Dank gilt unseren Trainern. Gerade im Nachwuchs haben wir viele Veränderungen vorgenommen und unser Trainerteam arbeitet auf hohem Niveau und mit großem Engagement”, so Kirch.
Bülau glänzt mit Silber
Für das beste DFB-Ergebnis sorgte Matthew Bülau. Der Degenfechter erreichte im Junioreneinzel mit einer sehr guten Leistung das Finale. Dort unterlag er dem Ungar Domonkos Pelle mit 8:15. “Ich bin sehr zufrieden und kann es noch nicht so ganz glauben”, sagte der Silbermedaillengewinner. Über das verlorene Finale berichtete er: “Das war echt schade, weil es am Anfang einfach zu schnell ging aus meiner Sicht. Der Ungar hat es auch echt gut gemacht und war heute leider einfach der bessere Fechter.” (mehr lesen Sie HIER)
Bei den Kadetten hatte Säbelfechter Leonard Weber im Einzel Bronze gewonnen und für die erste Medaille der EM gesorgt. Mit vier Siegen aus sechs Gefechten startete er mit einer guten Gruppenbilanz. Nach einem Freilos folgten drei tolle Siege. Mit dem Einzug ins Halbfinale hatte Weber bereits eine Medaille sicher. Gegen Candeniz Berrak (Türkei) hielt Weber in einem starken Gefecht lange mit, musste sich dem späteren Europameister am Ende aber leider mit 11:15 geschlagen geben.
Leonard Weber “mit klarem Ziel vor Augen unterwegs”
Nach der Rückkehr in die Heimat sagte das DFB-Talent: „Die Medaille bedeutet mir richtig viel. Sie ist eine Bestätigung für all die harte Arbeit und das Training, das ich reingesteckt habe. Sie motiviert mich, weiter dranzubleiben und mich immer weiter zu verbessern.“ Sein Wettkampf sei insgesamt ziemlich gut verlaufen.
„Ich war mit einem klaren Ziel vor Augen unterwegs. Ich konnte meine Leistung größtenteils abrufen, auch wenn es natürlich immer noch ein paar Dinge gibt, an denen ich arbeiten möchte. Aber insgesamt bin ich zufrieden mit dem Ergebnis und freue mich über die Fortschritte, die ich gemacht habe.“
Ueltgesforth lobt Zusammenhalt
Neben den sportlichen Erfolgen lobte Delegationsleiterin Ueltgesforth den Zusammenhalt. „Der war super gut bei den KadettInnen und JuniorInnen – waffenübergreifend. Es wurde angefeuert und sich gegenseitig unterstützt, selbst wenn man sich vor der EM noch gar nicht kannte. Verein und Waffe waren egal. Es war wirklich zu spüren, dass wir als Team Deutschland hier waren und das auch präsentieren wollten“, erklärte sie.
Die Bedingungen vor Ort seien insgesamt gut gewesen. „Das Hotel war landestypisch und nur zehn Minuten mit dem Shuttle zur Halle entfernt. Das hat alles reibungslos funktioniert.“ Die Wettkampstätte sei etwas weitläufig gewesen und in den ersten Tagen sei es zudem etwas kalt gewesen für die AthletInnen.
Vorbereitung auf WM läuft
„Die Wettkampf-Organisation aber war sehr gut. Das lief alles reibungslos. Wir mussten uns da um nichts Gedanken machen und vom Organisationslevel kann man bei anderen Wettkämpfen teilweise echt nur von träumen.“
Ueltgesforth erklärte, die DFB-Talente seien bereits intensiv in die Vorbereitung auf die WM gestartet, die im chinesischen Wuxi vom 7. bis 15. April ausgetragen wird.
Auf die WM freut sich derweil auch André Sanità. Nach der Bronzemedaille seiner Junioren sagte er: „Das viele Training zahlt sich aus. Ich hoffe, dass sie jetzt Selbstvertrauen getankt haben und das mit zur WM nehmen.“