U17 und U20 WM: Maklakov und Petersen starke 5. - Böhm lobt Gesamtauftritt
Bei der U17 und U20-Weltmeisterschaft im saudi-arabischen Riad vom 12. bis zum 20. April hat eine fast 50 Personen starke Delegation den Deutschen Fechterbund (DFB) würdig vertreten. Zwei der DFB-Toptalente schrammten nur knapp an der ersehnten Medaille vorbei. Der Delegationsleiter lobte das Gesamtauftreten des Teams, sah aber auch Raum für Verbesserungen.
"Ich habe irgendwie morgens sofort gefühlt, dass meine Form an diesem Tag passt”, sagte Julian Maklakov am Telefon diese Woche bestimmt.
Der erst 16-jährige Säbelfechter hatte aufgrund seines Leistungsvermögens in Riad bereits bei der U-20 tags zuvor ohne den ganz großen Druck fechten dürfen. Da habe er gemerkt, dass Leistung und Gefühl gut seien. “Dadurch war ich dann bei der U17 nicht mehr so aufgeregt und habe meine Dinge gut umsetzen können”, erklärte er.
Maklakov, eines der Toptalente des DFB, kam am vorletzten Wettkampftag in die Nähe seiner Leistungsgrenze. Inklusive Vorrunde gewann er bis zum Viertelfinale neun Gefechte, scheiterte in der Runde der letzten acht knapp am starken Südkoreaner Doyeon Kim.
Zweimal Rang 5 als bestes Ergebnis
Mit Platz fünf schrammte der Fechter der TG Bielefeld zwar knapp an der ersehnten Medaille vorbei, sorgte gemeinsam mit Degenfechter Ole Petersen (Platz 5 in der U17) aber für das beste Ergebnis des DFB.
Der Vizepräsident Finanzen, Alexander Böhm, lobte das deutsche Duo ebenfalls für ihre sehr gute Leistung. Böhm hob aber den Gesamtauftritt der Delegation hervor, den er zusammen mit Julia Doerfer als Leistungssportreferentin des DFB vor Ort mitorganisierte.
Böhm: “Stimmung sehr gut” - Sonderlob an Bundestrainer und Physiotherapeuten
“Die Stimmung im Team habe ich als sehr gut empfunden, gerade was den Zusammenhalt und das gegenseitige Anfeuern bei den AthletInnen untereinander anging. Es gab keinerlei Grüppchenbildung. “ Ein Sonderlob sprach er allen mitgereisten Bundestrainern, Heimtrainern (Auflistung unter dem Text Anm.) und den beiden Physiotherapeuten, Niklas Rosien und Sylvio Depner aus, die sich im Dauereinsatz befanden.
Seit einigen Jahren wird die WM, anders als die EM, in drei Gruppen (Florett, Degen, Säbel Anm.) nach Waffen organisiert und durchgeführt. So reisten die Gruppen des DFB zeitversetzt von Frankfurt an und von Riad wieder ab. Das habe die ohnehin sehr gute Organisation der Gastgeber in Saudi-Arabien erleichtert. “Schade, aber nicht zu ändern ist natürlich, dass sich zwischen den unterschiedlichen Waffen wenig Austausch entwickeln kann”, so Böhm, der die WM organisatorisch auf einem sehr hohen Standard für eine Nachwuchs-WM ablaufen sah.
Organisation der Gastgeber “sehr gut”
Vom Transport morgens über die Gegebenheiten in der Halle, das war schon sehr, sehr gut”, resümierte Böhm. Die Wettkämpfe fanden auf dem Uni-Gelände in einer “riesigen” Halle inklusive Centre Court und Vorkampf-Bahnen statt. Hinter der Haupthalle gab es noch eine weitere Halle. Sowohl Hotel als Verpflegung haben ideal gepasst.
Böhm: “Wir haben sehr gute Ansätze”
So konnte der Fokus auf die Leistung auf der “Planche” gelegt werden. “Nach der EM mit drei Medaillen gab es natürlich eine gewisse Erwartungshaltung. Die zwei 5. Plätze nach sehr guten Leistungen waren etwas undankbar für die Athleten und unser Team.” Insgesamt entspreche die Gesamt-Performance dem aktuellen Leistungsstand. “Der Medaillenspiegel wird immer vielfältiger. Wir haben sehr gute Ansätze, aber auch in vielen Bereichen noch viel zu tun.
Zu den positiven Entwicklungen gehöre laut dem Delegationsleiter die Arbeit, die der ehemalige Olympiasieger Benjamin Kleibrink als Bundestrainer des Herrenflorett-Teams sowie Andre Sanita als Nachwuchstrainer leiste. “Im Degenteam der Herren war ein sehr guter Zusammenhalt zu erkennen, die Damendegen haben sich im Top-10-Bereich etabliert.
Deutsche Delegation vorbildlich
Böhm betonte aber auch einen weiteren Punkt: “Wir haben im Vorfeld und während der WM mehrmals mit unseren Athletinnen gesprochen, dass in Saudi-Arabien andere Wertevorstellungen und Regeln herrschen - und alle haben sich vorbildlich verhalten.”
Auch Julian Maklakov lag diese Thematik am Herzen. “Wir haben darauf geachtet, lange Hosen zu tragen, generell nicht zu viel Haut zu zeigen und uns in der Umkleide umzuziehen und nicht an den Bahnen direkt. Andere Nationen haben das lockerer gesehen. Das war etwas schade”, sagte das Talent.
Maklakov arbeitet hart im Internat
“Ich kann mich mit diesem fünften Platz schon anfreunden und bin auch glücklich. Das Ziel war aber schon, eine Medaille mitzunehmen”, erklärte Maklakov diese Woche nach der Schule. Der Alltag hatte den Fechter nur wenige Stunden nach der Rückkehr aus Saudi-Arabien längst eingeholt. “Ich habe mich sehr intensiv auf diese WM vorbereitet und wusste auch im Vorfeld, dass ich dazu in der Lage bin und das schaffen kann”, sagte der Teenager.
Maklakov arbeitet wie so viele deutschen Talente im Alltag hart in einem Internat. Der Bielefelder lebt unter der Woche im Internat am Bundesstützpunkt Dormagen.
Petersen: Nach Enttäuschung stolz
Als jüngerer Jahrgang ist Maklakov noch ein Jahr in der Altersklasse startberechtigt. Degenfechter Ole Petersen, der bereits WM- und EM erfahren und mit Weltcup-Erfolgen im Gepäck nach Saudi-Arabien reiste ist ein Jahrgang älter und blickt nach seinem 5. Platz mittlerweile positiv auf sein letztes internationales Turnier in der U17. “Unmittelbar nach meinem 5. Platz war ich erst einmal unzufrieden, natürlich möchte man dann auch noch eine Medaille holen. Mittlerweile realisiere ich aber, dass das natürlich trotzdem ein sehr gutes Ergebnis ist”, sagte er diese Woche.
Mit der Mannschaft, betonte er, sei der 15. Platz auch kein schlechtes Turnier gewesen. “Alles in allem bin ich sehr zufrieden”, fasste er zusammen.
Sportdirektor Kirch: internationale Kooperationen geplant
Alexander Böhm weiß um die Qualität der beiden Talente: Ole und Julian sind noch sehr jung und zeigen tolle Leistungen. Diese und weitere Athleten müssen wir als Verband gezielt unterstützen auf ihrem Weg in Richtung 2028.”
Der Sportdirektor des DFB, Tobias Kirch, ergänzte in seinem Fazit: “Auch wenn wir uns als Deutscher Fechter Bund grundsätzlich bei jeder Nachwuchs-Weltmeisterschaft Medaillen für unsere Athlet*innen wünschen, so müssen wir auch anerkennen, dass die Konkurrenz weltweit immer größer und bereits im Nachwuchs sehr professionell gearbeitet wird. Nichtsdestotrotz sehen wir in unserem Kader in allen Disziplinen besondere Talente - wir sprechen hier von unseren High-Potentials. Diese müssen wir in den nächsten Jahren noch gezielter und individueller fördern und schrittweise an den Seniors-Bereich heranführen. Neben den im letzten Jahr eingeführten zentralen Lehrgangsmaßnahmen, die es zu erweitern gilt, planen wir internationale Kooperationen für Training und Wettkampf.”
Weitere erfolgreiche Platzierungen:
Neben den beiden Topplatzierungen wurden weitere, achtbare Erfolge in den deutlich dreistelligen Turnierfeldern erkämpft. Bei den Florettfechtern wurde Henrik Barby (Fechtclub Moers) als bester Deutscher 20. In der U17-Konkurrenz. Michael Bergert (Fechtclub Radebeul) wurde 22, Otto Beckmann (SV Angern) 24.
In der U20-Konkurrenz im Herrendegen-Einzel erkämpfte sich Julian Ruppenthal (Heidelberger FC) einen guten 16. Platz. Ole Petersen (FC Leipzig) wurde 21ter. Bei den Damen erreichte Alexandra Zittel (Heidenheimer SB) Platz 29. Im U17-Degen der Damen wurde Eda Cevikol (Eintracht Frankfurt) starke 15. Das beste deutsche Damenergebnis holte Felice Herborn (TSV Bayer Dormagen) mit Platz 10 im U20-Damensäbel.
Die mitgereisten und verantwortlichen Trainer:
DT DD: Dirk Schiffler und Piotr Sozanski
DT DF: Denis Chernikov und Laurin Mauritz
DT DS: Gergely Bokor und Iliesu Eduard
DT HD: Jörg Fiedler
DT HF: Benjamin Kleibrink und Andre Sanita
DT HS: Imre Bujdoso und Vilmos Szabo